
Es sind markante Veränderungen in der Gesundheitslandschaft Hessens zu beobachten: Im ersten Halbjahr 2025 sind die Krankmeldungen wegen Erkältungen und Grippe gestiegen, während psychische Erkrankungen deutlich zurückgehen. Diese Entwicklung lässt Fragen aufkommen über die Ursachen, den Einfluss äußerer Faktoren wie der Corona-Pandemie, die Rolle präventiver Maßnahmen und die Belastungen einzelner Berufsgruppen. Die DAK-Gesundheit, eine der größten gesetzlichen Krankenkassen Deutschlands, hat hierzu umfangreiche Daten veröffentlicht, die den aktuellen Krankenstand in Hessen detailliert darstellen.
Im Mittelpunkt steht ein scheinbarer Widerspruch: Während sich mehr Menschen mit klassischen Infektionen krankmelden, sinkt andererseits die Zahl der psychischen Erkrankungen als Ausfallgrund. Die Daten des Berliner IGES-Instituts, das im Auftrag der DAK die Krankmeldungen von rund 245.000 erwerbstätigen Versicherten in Hessen analysiert hat, zeigen, dass die Infektwelle zu Beginn des Jahres 2025 einen Anstieg der Fehltage verursachte. Trotz allem ist der durchschnittliche Krankenstand leicht gesunken, von 5,9 auf 5,7 Prozent. Im Durchschnitt sind 57 von 1.000 Beschäftigten an jedem Tag zwischen Januar und Juni krankgeschrieben.
Es ist ebenfalls auffällig, dass die Belastung in den verschiedenen Berufsgruppen so unterschiedlich ist. Vor allem Beschäftigte in der Alten- und Krankenpflege sowie in Erziehungsberufen hatten mit durchschnittlich zwölf Fehltagen pro Kopf überdurchschnittlich oft zu kämpfen, während Angestellte in der IT-Branche nur etwa die Hälfte dieses Wertes verzeichneten. Die DAK bezeichnet die hohen Zahlen in sozialen Berufen als "alarmierend" und fordert, dass die Präventionsmaßnahmen verstärkt werden.
Im Gegensatz zu den Trends der vergangenen Jahre, in denen psychische Leiden wie Depressionen kontinuierlich zugenommen sind, zeigt der Rückgang der psychisch bedingten Fehltage um acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr eine positive Entwicklung. Der Rückgang bei Muskel-Skelett-Erkrankungen war mit einem Minus von neun Prozent noch deutlicher. Diese Zahlen erfordern eine Untersuchung der Ursachen sowie der Auswirkungen auf das Gesundheitssystem, die Arbeitswelt und die betroffenen Personen.
Dieser Artikel untersucht die wichtigsten Punkte, um die Hintergründe dieser Entwicklungen zu verstehen: die Entwicklung der Krankenstände, die Gründe für den Anstieg der Erkältungen, die Rückgänge bei psychischen und anderen Erkrankungen, die Situation in verschiedenen Berufsgruppen, die Bedeutung präventiver Maßnahmen, die möglichen Auswirkungen der Corona-Pandemie, die Reaktionen von Politik und Krankenkassen sowie die Ausblicke für die Zukunft. In den nächsten acht Abschnitten erhalten Sie einen detaillierten Überblick über die Gesundheitslage der DAK-Versicherten in Hessen.
Krankenstand in Hessen: Ein differenziertes Bild
Im ersten Halbjahr 2025 ist der Krankenstand der DAK-Versicherten in Hessen ein komplexes Phänomen. Obwohl die Zahlen belegen, dass sich wegen Atemwegserkrankungen mehr Menschen krank gemeldet haben, ist der Gesamtkrankenstand dennoch leicht rückläufig. Verschiedene Faktoren, die zusammenwirken, können dieses scheinbare Paradox erklären und das Gesamtbild formen.
Im ersten Halbjahr 2025 lag die Krankenstand von 5,7 Prozent; im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Vorjahr ist die Quote um 0,2 Prozentpunkte gesunken. Im Durchschnitt waren konkret 57 von 1.000 Beschäftigten jeden Tag krankgeschrieben. Im Vorjahr betrug der Wert 59 pro 1.000. Die DAK erklärt diesen Rückgang mit der positiven Entwicklung bei psychischen Erkrankungen und Muskel-Skelett-Leiden, die in den vergangenen Jahren einen großen Teil des Krankenstandes ausmachten.
Die Methodik der Erhebung ist klar: Für die DAK hat das Berliner IGES-Institut die Krankschreibungen von rund 245.000 erwerbstätigen Versicherten in Hessen analysiert. Sowohl die Anzahl der Fehltage als auch die Ursachen für die Arbeitsunfähigkeit werden erfasst. Die Daten erlauben es, nicht nur einen Gesamtüberblick zu schaffen, sondern auch eine differenzierte Analyse nach Krankheitsgruppen und Branchen.
Besonders auffällig ist die Verschiebung der Gründe für Fehlzeiten. Die Fehltage aufgrund von Atemwegserkrankungen, wie Grippe und Erkältung, nahmen um 13 Prozent zu, während andere Krankheitsgruppen deutlich zurückgingen. Die Fehltage aufgrund psychischer Diagnosen wie Depressionen, Angststörungen oder Burnout sind um acht Prozent gesenkt worden. Muskel-Skelett-Erkrankungen, einschließlich Rückenschmerzen und anderen Beschwerden des Bewegungsapparats, verzeichneten sogar einen Rückgang um neun Prozent.
Auch die durchschnittliche Anzahl der Fehltage pro Kopf zeigt diese Entwicklungen. Während Beschäftigte in Pflege- und Erziehungsberufen im Schnitt zwölf Tage ausfielen, war der Durchschnitt bei anderen Berufsgruppen rund neun Tagen. Die IT-Branche verzeichnete im Durchschnitt nur sechs Fehltage pro Kopf. Die unterschiedlichen Belastungen der Berufsgruppen sind Hinweise auf strukturelle Belastungen, die im Verlauf dieses Artikels näher untersucht werden.
Die Daten zeigen ein nuanciertes Bild des Krankenstands: Trotz einer Infektwelle zu Beginn des Jahres und einer Zunahme der Krankmeldungen wegen Erkältungskrankheiten ist die Gesamtbelastung durch Krankheiten in Hessen leicht gesunken. Der Rückgang von langwierigen psychischen Erkrankungen und Muskel-Skelett-Leiden zugunsten meist kürzerer Infekte hat einen entscheidenden Einfluss auf die Statistik.
Ursachen für den Anstieg bei Erkältungen und Grippe
Die erheblichen Anstiege der Fehltage durch Erkältungen und Grippe im ersten Halbjahr 2025 machen eine Untersuchung der Ursachen notwendig. In ihrer Analyse nennt die DAK-Gesundheit die starke Infektwelle im Januar und Februar als Hauptgrund für den Anstieg. Im zweiten Quartal ließ diese Welle deutlich nach, was die Zahlen auch zeigen.
Die Experten nennen mehrere Ursachen für den Anstieg der Atemwegserkrankungen. Einerseits war die Zirkulation von Influenzaviren und anderen Erkältungserregern im Winter 2024/2025 saisonal besonders stark. Mit den Corona-Lockerungen hatten viele Menschen wieder öfter Kontakt mit Viren, gegen die sie durch die reduzierte Exposition in den vergangenen Jahren eine schwächere Abwehrkraft hatten. In den Jahren nach der Pandemie konnte man dies bereits beobachten: Wegen der Maßnahmen wie Maskentragen und Abstandsregeln war die Bevölkerung seltener infiziert, was zu einer insgesamt geringeren Immunität gegenüber den gängigen Erkältungserregern führte.
Ein weiterer Punkt ist das geänderte Verhalten in der Arbeitswelt. Durch die Rückkehr zur Präsenzarbeit und die Zunahme sozialer Kontakte am Arbeitsplatz erhöhen sich die Möglichkeiten für Viren, sich zu verbreiten. Die Homeoffice- und hybriden Arbeitsmodelle der vergangenen Jahre hatten das Infektionsrisiko minimiert, doch 2025 ist man weitgehend zur Normalität zurückgekehrt, was möglicherweise den Anstieg der Atemwegserkrankungen begünstigt hat.
Die Impfbereitschaft gegen Grippe und andere Atemwegserkrankungen ist ebenfalls von Bedeutung. Wie das Robert-Koch-Institut berichtet, sank die Impfquote gegen Influenza im Winter 2024/2025 leicht. Fachleute erklären dies mit einer gewissen Impfmüdigkeit, die nach den intensiven Impfkampagnen der Corona-Pandemie entstanden sein könnte. Wenn der Impfschutz der Bevölkerung sinkt, haben Viren es leichter, sich zu verbreiten.
Es kommen auch klimatische Aspekte hinzu: In der mitteleuropäischen Winterzeit 2024/2025 gab es mehrere Kältewellen und die Luftfeuchtigkeit war hoch – solche Umstände sind förderlich für die Verbreitung von Erkältungsviren. Die soziale Nähe, ein gesenktes Immunschutzniveau und schlechte Wetterbedingungen haben zusammen eine ausgeprägte Infektwelle in Hessen verursacht, die man in den aktuellen Krankheitsdaten beobachten kann.
Zusätzlich zu den gewohnten Erkältungs- und Grippeviren hatten auch andere Infektionserreger ihren Einfluss. Im vergangenen Winter wurde eine gesteigerte Aktivität von RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus) und Rhinoviren beobachtet. Diese Erreger sind nicht mehr ausschließlich ein Kinderproblem; sie betreffen zunehmend auch Erwachsene, vor allem jene mit chronischen Vorerkrankungen. Diese Entwicklung ist in den Zahlen der Krankenhäuser und Arztpraxen abgebildet.
Der Anstieg der Erkältungs- und Grippefälle im ersten Halbjahr 2025 ist zusammengefasst das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels aus nachlassender Immunität, veränderten Verhaltensweisen, klimatischen Faktoren und einer geringeren Impfbereitschaft. So veranschaulichen die DAK-Daten eindrucksvoll die Dynamik saisonaler Infektionskrankheiten und die Schwierigkeiten, die sie für das Gesundheitssystem und die Arbeitswelt mit sich bringen.
Rückgang psychischer Erkrankungen: Trendwende oder Einmaleffekt?
Es ist bemerkenswert, dass die Zahl der Krankschreibungen wegen psychischer Erkrankungen im ersten Halbjahr 2025 deutlich gesunken ist, was im Gegensatz zu den Entwicklungen der letzten Jahre steht. In den Jahren 2020 bis 2024 stiegen die Fehltage wegen Depressionen, Angststörungen und anderen psychischen Erkrankungen kontinuierlich an; die DAK verzeichnet jedoch jetzt einen Rückgang um acht Prozent. Dieser Rückgang lässt Fragen zu den Ursachen und der Langfristigkeit dieses Trends aufkommen.
Ein möglicher Erklärungsansatz könnte die allmähliche Entlastung von den Auswirkungen der Corona-Pandemie sein. Die Jahre 2020 bis 2023 waren geprägt von Lockdowns, Homeoffice, Unsicherheit und sozialer Isolation, was die psychischen Erkrankungen stark ansteigen ließ. Die Rückkehr zu einer gewissen Normalität in der Arbeitswelt und im Alltag könnte jetzt helfen, die psychische Gesundheit zu stabilisieren. Die Wiederbelebung sozialer Kontakte, die Rückkehr ins Büro und das schrittweise Reduzieren von Stressfaktoren, die durch die Pandemie entstanden sind, gelten laut Fachleuten als entscheidende Maßnahmen zum Schutz der psychischen Gesundheit.
Vielleicht spielt auch die wachsende Sensibilisierung für mentale Gesundheit eine Rolle. In den vergangenen Jahren haben Unternehmen zunehmend auf die betriebliche Gesundheitsförderung und psychologische Unterstützungsangebote gesetzt. Frühe Erkennung und Gegenmaßnahmen gegen Belastungen werden durch Präventionsprogramme, Workshops und niederschwellige Beratungsangebote ermöglicht. Die DAK weist selbst darauf hin, dass solche Programme, die eine Entlastung hätten bieten können, stärker genutzt wurden.
Ein weiterer Punkt ist die überarbeitete Diagnostik und der Umgang mit psychischen Erkrankungen. In der Pandemie wurden viele Menschen, die betroffen waren, frühzeitig krankgeschrieben, um eine Verschlechterung zu vermeiden; mittlerweile scheint man jedoch wieder zur Normalität im Umgang mit psychischer Belastung zurückzukehren. Obwohl die Dunkelziffer psychischer Erkrankungen hoch bleibt, sinkt die Zahl der Krankschreibungen, die schwere Verläufe zeigen.
Kritiker sind jedoch der Ansicht, dass man den Rückgang nicht als eine dauerhafte Trendwende deuten sollte. Psychische Erkrankungen zeigen häufig zyklische Schwankungen und können durch gesellschaftliche, wirtschaftliche oder politische Veränderungen kurzfristig beeinflusst werden. Außerdem besteht das Risiko, dass sich Belastungen nur verschieben oder verdeckt auftreten – zum Beispiel durch ein erhöhtes Auftreten von Präsentismus, also das Arbeiten trotz Erkrankung.
Selbst Fachleute wie die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (DGPPN) warnen: Die Situation für psychisch Erkrankte bleibt angespannt; die Wartezeiten auf Therapieplätze sind nach wie vor lang und viele erhalten nicht die Hilfe, die sie brauchen. Obwohl die aktuellen DAK-Zahlen ein positives Zeichen sind, sollten sie nicht darüber hinwegtäuschen, dass psychische Erkrankungen nach wie vor zu den häufigsten Ursachen für Arbeitsunfähigkeit gehören.
Der Rückgang psychischer Erkrankungen im ersten Halbjahr 2025 ist zusammenfassend eine positive Entwicklung, doch deren Nachhaltigkeit sollte kritisch betrachtet werden. Ob dies eine langfristige Trendwende ist oder nur ein Einmaleffekt nach den extremen Belastungen der Pandemie, wird sich erst in den kommenden Jahren herausstellen.
Muskel-Skelett-Erkrankungen und Rückenschmerzen: Ursachen des Rückgangs
Neben den psychisch bedingten Fehltagen verzeichnet die DAK-Gesundheit im ersten Halbjahr 2025 einen weiteren bemerkenswerten Rückgang: Die Zahl der Krankmeldungen wegen Muskel-Skelett-Erkrankungen, insbesondere Rückenschmerzen, sank um neun Prozent. Es ist wichtig, diese Entwicklung zu beachten, da solche Erkrankungen in den vergangenen Jahren häufig die häufigsten Ursachen für Arbeitsunfähigkeit waren und einen großen Teil des Krankenstandes ausmachten.
Ein wichtiger Grund für den Rückgang könnte die veränderte Gestaltung von Arbeitsplätzen sein. In der Corona-Pandemie wurden viele Beschäftigte ins Homeoffice geschickt, was zunächst zu einem Anstieg von Rückenproblemen führte – aufgrund von improvisierten Arbeitsplätzen und fehlender Ergonomie. Ergonomische Büroausstattungen sind mittlerweile von vielen Unternehmen für die Heimarbeit und die Rückkehr ins Büro angeschafft worden. Stühle mit ergonomischem Design, Tischmodelle mit Höhenverstellbarkeit und Trainings zur richtigen Körperhaltung sind heute weit verbreitet, im Vergleich zu vor wenigen Jahren.
Die verstärkte Aufklärung über die Gefahren von Bewegungsmangel und die Wichtigkeit von regelmäßiger Bewegung zeigt ebenfalls Wirkung. Immer mehr Beschäftigte nehmen Präventionsprogramme, betriebliche Gesundheitsförderung und Angebote wie Rückenschule oder Yoga in Anspruch. Die DAK berichtet, dass die Teilnahme an solchen Maßnahmen gestiegen ist, was die Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen verbessert.
Ein weiterer Punkt ist die neue Arbeitsorganisation. Die Flexibilisierung der Arbeitszeitmodelle und die Möglichkeit, Arbeit und Pausen individuell zu planen, bieten Beschäftigten mehr Chancen, sich zu bewegen und Fehlhaltungen zu vermeiden. Die Anerkennung von kurzen Bewegungspausen während der Arbeitszeit hat ebenfalls zugenommen, was die Belastung des Bewegungsapparates verringert.
Auch die Digitalisierung der Arbeitswelt hat Auswirkungen. In vielen Bereichen, vor allem in der Industrie und im Dienstleistungssektor, befreien neue Technologien und Automatisierung von körperlich belastenden Arbeiten, was besonders für jene Tätigkeiten gilt, die stark beansprucht werden. Die Nutzung digitaler Werkzeuge ermöglicht es zudem, Verwaltungs- und Bürotätigkeiten effizienter zu gestalten, was Stress und Zeitdruck mindert – beides sind Faktoren, die indirekt auch die Häufigkeit von Muskel-Skelett-Erkrankungen beeinflussen kann.
Auch gesetzliche Vorgaben und eine intensivere Kontrolle durch Betriebsärzte haben dazu beigetragen, dass Arbeitgeber mehr Verantwortung für die Gesundheit ihrer Beschäftigten übernehmen. Durch Gefährdungsbeurteilungen, verpflichtende Unterweisungen und regelmäßige Arbeitsplatzanalysen werden Risiken frühzeitig erkannt und es können Maßnahmen ergriffen werden.
Die DAK-Zahlen belegen, dass die Maßnahmen zur Prävention, Aufklärung, technischen Neuerungen und zur Änderung der Arbeitsorganisation erfolgreich sind. Ein Rückgang der Fehltage durch Muskel-Skelett-Erkrankungen ist ein ermutigendes Zeichen für die Wirksamkeit der betrieblichen Gesundheitsförderung und zeigt, dass Unternehmen und Beschäftigte sich neuen Herausforderungen anpassen können.
Hohe Belastung in Pflege, Erziehung und Sozialberufen
Die DAK-Analyse zeigt als wichtiges Ergebnis, dass die Krankheitstage in verschiedenen Berufsgruppen ungleich verteilt sind. Überdurchschnittlich häufig sind Beschäftigte in der Alten- und Krankenpflege sowie in Erziehungsberufen krankgeschrieben. Im ersten Halbjahr 2025 lagen sie mit durchschnittlich zwölf Fehltagen pro Kopf deutlich über dem Durchschnitt von rund neun Tagen und doppelt so hoch als die Beschäftigten in der IT-Branche.
Es gibt viele Gründe für diese hohe Belastung. Seit geraumer Zeit sind Pflegekräfte und Erzieherinnen besonders belastet. Ein Mangel an Personal, hohe Arbeitsintensität und Schichtarbeit können zu einer Überlastung des Körpers und Geistes führen. Die Lage wurde durch die Corona-Pandemie weiter verschärft: Neue Hygienemaßnahmen, die Angst vor Ansteckung und der Umgang mit Menschen aus besonders verletzlichen Gruppen haben die Belastung zusätzlich gesteigert.
Selbst die Arbeitsweise ist wichtig. In der Pflege sind körperlich belastende Arbeiten, wie das Heben und Lagern von Patienten, üblich. Es kommen noch Zeitdruck, Personalmangel und häufige Überstunden hinzu. In Kindertagesstätten und Schulen tragen Erzieherinnen und Lehrerinnen eine hohe emotionale Belastung, sei es durch die Verantwortung für das Wohlergehen der Kinder, durch Konflikte mit Eltern oder durch die Integration von Kindern mit besonderem Förderbedarf.
Die DAK bezeichnet die Situation aufgrund der Daten als "alarmierend". Es ist besonders bedenklich, dass die hohe Zahl der Fehltage nicht nur individuelle Überlastung signalisiert, sondern auch die Versorgungssicherheit in diesen wichtigen gesellschaftlichen Bereichen gefährdet. Wenn Pflegekräfte und Erzieher häufig ausfallen, müssen die anderen Kolleginnen und Kollegen die zusätzlichen Aufgaben übernehmen, was einen Teufelskreis von Überlastung und Krankheit zur Folge hat.
In diesen Berufsgruppen sind die Belastungen hoch, doch es fehlen oft die Möglichkeiten zur Prävention. Mangelnde Zeit, Personalknappheit und das Fehlen von Ressourcen machen es schwierig, Gesundheitsförderungsprogramme wahrzunehmen. Aus diesem Grund verlangt die DAK gezielte und effektive Gesundheitsangebote für Beschäftigte in der Pflege und Erziehung. Dies umfasst nicht nur klassische Präventionsmaßnahmen wie Rückenschulen oder Entspannungskurse, sondern auch strukturelle Verbesserungen, wie bessere Personalschlüssel, flexiblere Arbeitszeiten und psychologische Unterstützung.
Ein weiteres Problem ist die relativ hohe Fluktuation in diesen Jobs. Nach wenigen Jahren im Beruf verlassen viele Beschäftigte das Berufsfeld, weil sie das Gefühl haben, den Belastungen nicht gewachsen zu sein. Ein anhaltender Fachkräftemangel ist die Folge, der die Situation weiter verschärft. Obwohl die Politik auf die Probleme reagiert hat – zum Beispiel mit dem Pflegebonus, besseren Arbeitsbedingungen und mehr Ausbildungsplätzen – werden wir die Auswirkungen dieser Maßnahmen erst langfristig sehen.
Die DAK-Zahlen zeigen klar, dass Pflege- und Erziehungsberufe in Hessen zu den Berufsgruppen mit der höchsten Belastung gehören. Eine hohe Zahl der Krankheitstage zeigt strukturelle Probleme auf, die langfristige Lösungen brauchen. Ohne gezielte Investitionen in die Gesundheit und die Arbeitsbedingungen dieser Beschäftigten drohen Versorgungslücken und eine weitere Verschärfung des Fachkräftemangels.
Prävention und Gesundheitsförderung als Schlüssel
Die betriebliche Gesundheitsförderung wird immer wichtiger, weil die Belastungen und Krankheitsursachen am Arbeitsplatz so unterschiedlich sind. In ihrer Analyse hebt die DAK hervor, dass Prävention ein entscheidender Faktor ist, um den Krankenstand nachhaltig zu senken und die Gesundheit der Beschäftigten zu verbessern. Dies betrifft besonders Berufsgruppen mit hoher Belastung, wie Pflege und Erziehung, aber auch alle anderen Arbeitnehmer in Hessen.
Es gibt unterschiedliche Ansatzpunkte für Präventionsprogramme. Im Bereich der Muskel-Skelett-Erkrankungen haben sich Rückenschulen, Ergonomie-Workshops und Bewegungsprogramme als effektiv erwiesen. Immer häufiger ermöglichen Arbeitgeber ihren Beschäftigten, an Kursen zur Stärkung des Bewegungsapparats teilzunehmen. Beschwerden können auch durch das Einbauen von Bewegung in den Arbeitsalltag – wie durch höhenverstellbare Schreibtische oder kurze Bewegungspausen – vorgebeugt werden.
Um die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu unterstützen, setzen viele Unternehmen auf Resilienztrainings, Stressmanagement-Kurse und die Einführung einer offenen Gesprächskultur. Anonyme Beratungsangebote, Supervision und betriebliche Sozialberatung sind ebenfalls wesentliche Komponenten. Die DAK beobachtet einen Anstieg der Inanspruchnahme solcher Angebote, was einen positiven Effekt auf die psychische Gesundheit der Beschäftigten hat.
In sozialen Berufen, wo die Belastung besonders hoch ist, sind die klassischen Präventionsangebote oft nicht ausreichend. Es bedarf struktureller Veränderungen: bessere Personalschlüssel, flexiblere Arbeitszeiten, regelmäßige Supervision und gezielte Programme zur Unterstützung der Teamkultur. Außerdem verlangt die DAK, dass die Beschäftigten stärker in Entscheidungsprozesse einbezogen werden und dass Beruf und Familie besser vereinbart werden können.
Ein weiterer wesentlicher Punkt ist die Vorbeugung von Infektionskrankheiten. Im Winter 2024/2025 sind die Atemwegserkrankungen gestiegen, weshalb Fachleute die Impfbereitschaft gegen Grippe und andere Infektionen steigern wollen. Die Impfquote zu erhöhen und Infektionswellen zu bremsen, ist möglich durch Aufklärungskampagnen, betriebliche Impfaktionen und niederschwellige Informationsangebote.
Die Digitalisierung eröffnet ebenfalls neue Chancen für die Gesundheitsförderung. Mit digitalen Gesundheits-Apps, Online-Kursen und Telemedizin können Beschäftigte Präventionsangebote nutzen, wann und wo es ihnen passt. Um eine größere Zielgruppe zu erreichen und die Hemmschwelle für die Nutzung zu minimieren, setzt die DAK verstärkt auf digitale Angebote.
Die Zusammenarbeit zwischen Krankenkassen, Unternehmen und Politik ist nicht zuletzt entscheidend für den Erfolg von Präventionsstrategien. Der Rahmen für eine nachhaltige Gesundheitsförderung wird durch gemeinsame Initiativen, Förderprogramme und gesetzliche Vorgaben geschaffen. Die DAK betrachtet sich als Partner der Arbeitgeber und Arbeitnehmer, um zusammen die Gesundheit am Arbeitsplatz zu verbessern.
Die neuesten Statistiken belegen die Wirksamkeit von Prävention – vor allem im Hinblick auf Muskel-Skelett-Erkrankungen und psychische Leiden. Es gilt jetzt, diese Erfolge auf andere Krankheitsgruppen und besonders belastete Berufsgruppen auszudehnen. Eine langfristige Senkung des Krankenstands und die Sicherung der Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten sind nur durch eine konsequente und zielgerichtete Gesundheitsförderung möglich.
Die Rolle der Corona-Pandemie und ihrer Nachwirkungen
Die Entwicklungen im Krankenstand der DAK-Versicherten in Hessen sind untrennbar mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie verbunden. Die Pandemie hat die Arbeitswelt, das Gesundheitssystem und das Gesundheitsverhalten der Menschen nachhaltig beeinflusst. Vieles, was wir derzeit beobachten – sei es der Anstieg der Atemwegserkrankungen oder der Rückgang psychischer Leiden – ist direkt mit den Nachwirkungen der letzten Jahre verbunden.
Die Fallzahlen traditioneller Infektionskrankheiten wie Grippe und Erkältung sanken während der Corona-Pandemie erheblich, weil man Kontakte reduziert, Masken vorgeschrieben und Hygieneregeln eingeführt hatte. In den Jahren 2023 bis 2025 kamen diese Erreger jedoch mit erhöhter Intensität zurück, nachdem viele Maßnahmen aufgehoben wurden. Die Immunabwehr vieler Menschen war durch einen Mangel an "Training" anfälliger für Infekte. Die Infektwelle zu Beginn des Jahres 2025 ist also auch eine Folge der pandemiebedingten Veränderungen im Immunstatus der Bevölkerung.
Die Pandemie hat gleichzeitig die psychischen Belastungen erheblich gesteigert. Die Isolation, die Unsicherheit und die permanente Bedrohung durch das Virus hatten negative Auswirkungen auf die mentale Gesundheit. Eine Rückkehr zur Normalität, das Wiederbeleben sozialer Kontakte und das Reduzieren von Stressoren, die durch die Pandemie entstanden sind, könnten jetzt zur Stabilisierung der psychischen Verfassung beigetragen haben. Der Rückgang der psychisch bedingten Fehltage im Jahr 2025 kann also auch als ein Zeichen der Bewältigung der Corona-Folgen betrachtet werden.
Selbst grundlegende Veränderungen in der Arbeitswelt sind ebenfalls der Pandemie zuzuschreiben. Die Einführung von Homeoffice, flexiblen Arbeitszeiten und digitalen Arbeitsformen hat bleibende Auswirkungen hinterlassen. Die meisten Unternehmen haben ihre Arbeitsorganisation dauerhaft verändert, was die Gesundheit der Beschäftigten sowohl positiv als auch negativ beeinflussen kann. Obwohl Flexibilität Stress reduzieren kann, bringt sie auch neue Risiken mit sich, wie Bewegungsmangel oder soziale Isolation.
Die Pandemie hat auch das Bewusstsein für Gesundheit und Prävention verstärkt. Arbeitgeber und Beschäftigte sind sensibler geworden für die Bedeutung von Hygiene, Impfschutz und Gesundheitsförderung. Die DAK hat festgestellt, dass die Nachfrage nach Präventionsangeboten und betrieblichen Gesundheitsprogrammen gestiegen ist. Zur gleichen Zeit besteht die Gefahr einer "Impfmüdigkeit", wie sie in der Saison 2024/2025 bei der Grippeimpfung zu beobachten war.
Die Diskussion über den Fachkräftemangel in sozialen Berufen ist ein weiteres Zeichen dafür, dass die Pandemie noch nicht überwunden ist. Die Belastungen während der Pandemie haben vielen Pflegekräften und Erzieherinnen einen Grund gegeben, ihren Beruf zu wechseln. Ein anhaltender Fachkräftemangel ist die Folge, der die Belastung für die verbleibenden Mitarbeiter erhöht und somit den Krankenstand weiter in die Höhe treiben kann.
Alles in allem ist zu erkennen, dass die Corona-Pandemie die Gesundheit der Bevölkerung und die Strukturen der Arbeitswelt tiefgreifend beeinflusst hat. Die aktuellen Krankenstands-Daten der DAK zeigen sowohl die direkten als auch die indirekten Auswirkungen. In den nächsten Jahren wird es eine Herausforderung sein, die Fortschritte zu bewahren und die negativen Nachwirkungen durch gezielte Aktionen zu beheben.
Reaktionen von Politik, Krankenkassen und Gesellschaft
Die neuesten Entwicklungen im Krankenstand der DAK-Versicherten sorgen für rege Reaktionen in der Politik, bei den Krankenkassen und in der Gesellschaft. Die Zahlen gelten als Indikator für die Gesundheit der erwerbstätigen Bevölkerung und die Funktionsfähigkeit des Gesundheitssystems. Vor allem der Anstieg der Infektionserkrankungen und die kontinuierlich hohe Belastung in sozialen Berufen sind zentrale Themen der Debatte.
Angesichts der besorgniserregenden Anzahl der Fehltage in den Pflege- und Erziehungsberufen verlangt die DAK-Gesundheit, dass man die Prävention verstärkt und gezielte Gesundheitsangebote für diese Berufsgruppen schafft. Landeschefin Britta Dalhoff macht deutlich, dass man nicht nur auf individuelle Präventionsmaßnahmen setzen kann. Es seien vielmehr strukturelle Verbesserungen erforderlich – wie bessere Personalschlüssel, flexible Arbeitszeitmodelle und gezielte psychologische Unterstützung. Die DAK betrachtet sich als Partner der Arbeitgeber und der Beschäftigten, um gemeinsam die Gesundheit und Arbeitsfähigkeit zu bewahren.
Die Landesregierung in Hessen hat das Problem erkannt und mehrere Initiativen ins Leben gerufen. Hierzu zählen Programme zur Gewinnung von Fachkräften, Investitionen in die Ausbildung und Initiativen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Das Thema Prävention wird ebenfalls durch landesweite Kampagnen und Förderprogramme gestärkt. Die Förderung der Gesundheit der Beschäftigten und die nachhaltige Senkung des Krankenstands sind die Ziele.
Die Arbeitgeberverbände haben unterschiedliche Reaktionen auf die aktuellen Zahlen. Während die Industrie und die IT-Branche alles auf Effizienzsteigerung und Digitalisierung ausrichten, legen soziale Einrichtungen immer mehr Wert auf Initiativen zur Mitarbeiterbindung und -zufriedenheit. Zahlreiche Firmen setzen auf betriebliche Gesundheitsförderung, flexible Arbeitsmodelle und Präventionsangebote, um ihre Mitarbeiter zu unterstützen.
Selbst die Gewerkschaften verlangen nach Verbesserungen. Sie üben Kritik an der hohen Arbeitsbelastung und dem Personalmangel in sozialen Berufen und fordern, dass diese Tätigkeiten mehr wertgeschätzt werden. Als zentrale Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und zur Senkung des Krankenstandes gelten Tarifverhandlungen, eine bessere Bezahlung und mehr Mitbestimmung.
Die Gesellschaft insgesamt wird immer empfindlicher gegenüber Gesundheitsthemen. Die Lehren aus der Corona-Pandemie haben unser Bewusstsein für die Wichtigkeit von Prävention, Hygiene und psychischer Gesundheit verbessert. Die Nachfrage nach Gesundheitsinformationen, Präventionsangeboten und psychosozialer Unterstützung ist gestiegen. Die Herausforderungen im Gesundheitswesen und die Lage der Beschäftigten in belasteten Berufsgruppen sind zunehmend Thema der Medienberichterstattung.
Es ist an der Zeit, dass die Krankenkassen innovative Lösungen finden und die Zusammenarbeit mit Arbeitgebern, der Politik und der Gesellschaft verstärken. Im Mittelpunkt der zukünftigen Strategien stehen digitale Gesundheitsangebote, Präventionskampagnen und die gezielte Unterstützung von Gruppen, die besonders belastet sind. Die DAK unterstreicht, dass es nur durch die Zusammenarbeit aller Beteiligten möglich ist, die Gesundheitssituation nachhaltig zu verbessern.
Die aktuellen Veränderungen im Krankenstand sind mehr als nur Zahlen; sie reflektieren gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Herausforderungen. Die Reaktionen der unterschiedlichen Akteure beweisen, dass die Gesundheit der Beschäftigten in Hessen ein zentrales Thema bleibt, das weiterhin oberste Priorität hat.