Die Forderung nach erheblichen Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur ist in Deutschland schon lange bekannt, aber sie ist neuerdings dringlicher geworden. In Anbetracht der steigenden Anforderungen an ein leistungsfähiges Verkehrsnetz erhebt Boris Rhein, Ministerpräsident des Transitlandes Hessen, mit einer deutlichen Forderung seine Stimme: Der Bund müsse den Verkehrsetat im kommenden Bundeshaushalt erheblich erhöhen, um sicherzustellen, dass dringend benötigte Infrastrukturprojekte nicht vernachlässigt werden. Rhein machte in einem Interview mit der Mediengruppe Bayern deutlich, dass das für 2026 geplante Budget nicht ansatzweise ausreicht, um die Herausforderungen der kommenden Jahre zu meistern.
Als eines der bedeutendsten Transitländer Deutschlands ist Hessen täglich von den Folgen eines überlasteten und teilweise sanierungsbedürftigen Verkehrsnetzes betroffen. Die Belastung durch den Güter- und Personenverkehr auf Straßen und Schienen nimmt stetig zu, während viele Projekte zur Erweiterung und Verbesserung der Infrastruktur auf ihre Umsetzung warten. Rheins Kritik umfasst dabei nicht nur die Höhe der Mittel, sondern auch deren Verteilung und Zweckbindung. Rhein meint, es könne nicht sein, dass man milliardenschwere Sondervermögen schaffe, ohne dass sie für den dringend benötigten Neubau von Straßen genutzt werden dürfen.
Die Debatte über den Verkehrsetat findet inmitten vieler anderer Herausforderungen statt: Die Mobilität im Sinne des Klimaschutzes transformieren, den wachsenden Verkehr auf Autobahnen und Bundesstraßen bewältigen, die Verkehrssteuerung digitalisieren und nicht zuletzt leistungsfähige Bahnverbindungen schaffen sind alles Themen, die die Politik angehen muss. Die Bundesregierung muss die Herausforderung meistern, verschiedene Interessen zu vereinen: Auf der einen Seite geht es um die Bewahrung und den Ausbau der bestehenden Verkehrswege, auf der anderen Seite um die Unterstützung klimafreundlicher Alternativen und die Erreichung der ehrgeizigen Klimaziele bis 2045.
In diesem Kontext steigt der politische Druck, dass konkrete Lösungen präsentiert werden. Um die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu sichern, ist es entscheidend, die Verkehrsinfrastruktur auszubauen und zu modernisieren. Eine verlässliche Finanzierung und eine schnelle Umsetzung der Projekte sind die Forderungen von Unternehmen, Verbänden und Landesregierungen. Umwelt- und Klimaschützer fordern gleichzeitig einen Paradigmenwechsel, der die Unterstützung für nachhaltige Verkehrsmittel in den Vordergrund stellt. Boris Rhins Vorstoß umfasst daher nicht nur finanzielle Aspekte, sondern auch politische und gesellschaftliche Dimensionen.
Die Forderung nach höheren Investitionen in den Verkehr wirft grundlegende Fragen auf: Wie können die begrenzten Mittel des Bundeshaushalts am besten genutzt werden? Welche Prioritäten sind entscheidend, um die Zukunft der Mobilität zu formen? Und welche Bedeutung haben die Staaten als zentrale Akteure in der Planung und Umsetzung? Die wichtigsten Punkte der aktuellen Debatte werden im Folgenden betrachtet, und die Hintergründe der hessischen Forderungen werden in einen umfassenderen Kontext gestellt.
Die Rolle Hessens als Transitland und Verkehrsknotenpunkt
Als eines der bedeutendsten Transitländer Deutschlands spielt Hessen eine Schlüsselrolle im nationalen und internationalen Personen- und Güterverkehr. Dank seiner zentralen Lage in Deutschland ist das Bundesland ein Knotenpunkt zwischen Nord und Süd sowie Ost und West. Der Ballungsraum Rhein-Main gehört besonders zu den am stärksten frequentierten Verkehrsknotenpunkten Europas. Der Flughafen Frankfurt ist nicht nur der größte in Deutschland, sondern auch ein wichtiges internationales Zentrum für den Luftverkehr. Ergänzend dazu ist das Autobahnnetz sehr dicht, mit zahlreichen wichtigen Bundesautobahnen wie der A3, A5, A7 und A66.
Die hohen Verkehrsaufkommen sind ein Zeichen dafür, wie wichtig Hessen für den Transitverkehr ist. Den neuesten Erhebungen des Bundesverkehrsministeriums zufolge nutzen täglich über eine Million Fahrzeuge die hessischen Autobahnen. Der Güterverkehr entwickelt sich dabei stetig: Prognosen zufolge wird bis 2030 ein weiterer Anstieg des Lkw-Verkehrs auf den Hauptachsen erwartet. Die zentrale Lage von Hessen bietet der Bevölkerung und der Wirtschaft Vorteile, wie die gute Erreichbarkeit und die Ansiedlung von Logistikzentren. Auf der anderen Seite verursacht sie eine besondere Belastung für die Infrastruktur und die Umwelt.
Die Anforderungen an das Verkehrsnetz in Hessen sind sehr unterschiedlich. Engpässe, Staus und ein großer Sanierungsbedarf sind regelmäßig die Herausforderungen, mit denen die Landesregierung konfrontiert ist. Stark frequentierte Autobahnabschnitte, wie das Frankfurter Kreuz, welches das verkehrsreichste Autobahnkreuz Europas ist, sind besonders betroffen. Selbst auf wichtigen Bundesstraßen und im Schienenverkehr sind immer wieder Kapazitätsengpässe zu verzeichnen. Hessen dient nicht nur als Transitland, sondern auch als Ziel- und Quellregion für den Personenverkehr. Der Verkehr von Pendlern in die Ballungsräume, der Verkehr innerhalb der Städte und die Anbindung von ländlichen Gebieten sind weitere Herausforderungen.
In diesem Licht ist die Forderung von Ministerpräsident Boris Rhein nach einer Erhöhung des Verkehrsetats zu sehen. Um als wirtschaftlicher Motor und Transportdrehscheibe zu fungieren, benötigt Hessen eine moderne und leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur. Die Landesregierung betont, dass es bei der Bereitstellung ausreichender Bundesmittel nicht um regionale Interessen, sondern um die nationale Wettbewerbsfähigkeit gehe. Deshalb lässt sich die Debatte über den Verkehrsetat nicht ohne die speziellen Anforderungen und Belastungen führen, die Hessen als Transitland hat.
Bundesmittel und Finanzierungslücken: Die aktuelle Haushaltssituation
Die Diskussion über den Bundesverkehrsetat zeigt die angespannte finanzielle Situation in Deutschland. Der Bundeshaushalt 2025 wird von begrenzten Spielräumen geprägt sein, die durch hohe Ausgaben in anderen Bereichen wie Verteidigung, Soziales und Klimaschutz noch weiter eingeschränkt werden. Deshalb muss das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) die notwendigen Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur gegen andere staatliche Aufgaben abwägen.
Im Entwurf des Bundeshaushalts 2026 ist eine erhebliche Kürzung der Mittel für den Verkehrssektor vorgesehen. Regierungskreisen zufolge werden die Ausgaben für Bundesfernstraßen, Schienenwege und Wasserstraßen im Vergleich zu den Vorjahren nur moderat steigen, obwohl viele Projekte bereits auf der Warteliste stehen. Besonders kritisch betrachtet werden die sogenannten Verpflichtungsermächtigungen, die es dem Bund ermöglichen, zukünftige Ausgaben für mehrjährige Bauvorhaben zuzusichern. Nach der Einschätzung von Fachleuten gibt es hier erhebliche Finanzierungslücken, die eine zügige Umsetzung vieler Projekte erschweren.
Ministerpräsident Boris Rhein übt Kritik daran, dass das bislang vorgesehene Haushaltsvolumen den tatsächlichen Bedarf bei Weitem nicht erfüllt. Er weist darauf hin, dass viele Autobahn- und Bundesstraßenprojekte in Hessen und anderen Bundesländern baureif sind, aber aufgrund fehlender Mittel nicht umgesetzt werden können. Der Bundesrechnungshof hat errechnet, dass es bundesweit einen Investitionsstau von mehreren Milliarden Euro gibt, der sich jedes Jahr vergrößert. Eine Verzögerung bei der Umsetzung wichtiger Infrastrukturprojekte verursacht nicht nur höhere Kosten, sondern auch spürbare Beeinträchtigungen für Wirtschaft und Bevölkerung.
Ein weiterer Streitpunkt ist die Zweckbindung der Sondervermögen für die Infrastruktur. In den letzten Jahren hat die Bundesregierung diverse Sondertöpfe zur Finanzierung von Digitalisierungs- oder Klimaschutzmaßnahmen eingerichtet, doch diese Mittel sind oft nicht für den klassischen Straßenbau nutzbar. Rhein übt Kritik an dieser Praxis und sieht sie als wenig zielführend; er fordert, dass die bereitgestellten Gelder auch für den dringend benötigten Ausbau und Neubau von Straßen zur Verfügung stehen müssen.
Außerdem wird die Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur von europäischen Vorgaben beeinflusst. Die Schuldenbremse und die Begrenzung der Verschuldung auf Bundes- und Landesebene schränken die Ausgabenpolitik stark ein. Zur Erreichung der internationalen Klimaziele wächst der Druck, mehr in nachhaltige und klimafreundliche Verkehrsträger zu investieren. Angesichts der Haushaltssituation ist es für den Bund jetzt wichtig, Prioritäten zu setzen und die begrenzten Mittel so effizient wie möglich zu nutzen.
Der Investitionsstau bei Straßen und Schienen
Seit Jahren ist der Investitionsstau in der deutschen Verkehrsinfrastruktur ein immer wiederkehrendes Thema in politischen und wirtschaftlichen Diskussionen. Nach den Schätzungen des Bundesrechnungshofes und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) beläuft sich der Rückstand bei den notwendigen Investitionen in Straßen, Brücken, Schienen und Wasserstraßen mittlerweile auf einen mittleren zweistelligen Milliardenbetrag. In Hessen und auch in anderen Transitländern sind die Auswirkungen im Alltag zu sehen: marode Brücken, Engpässe auf Autobahnen und überlastete Bahnstrecken prägen das gewohnte Bild.
Der Investitionsbedarf im Bereich der Straßeninfrastruktur ist besonders gravierend. Die meisten Autobahnen und Bundesstraßen aus den 1960er und 1970er Jahren sind den heutigen Verkehrsbelastungen nicht mehr gewachsen. Es besteht ein riesiger Sanierungsbedarf: In Hessen gelten laut dem Landesamt für Straßen- und Verkehrswesen etwa 15 Prozent der Autobahnbrücken als dringend sanierungsbedürftig. Ein bekanntes Beispiel ist die Salzbachtalbrücke bei Wiesbaden; ihre Sperrung im Jahr 2021 hatte überregionale Auswirkungen und führte dazu, dass der Verkehr große Umwege in Kauf nehmen musste. Solche Engpässe verursachen nicht nur Staus und Verzögerungen, sondern auch große wirtschaftliche Einbußen.
Auch im Bereich des Schienenverkehrs ist der Investitionsstau ein großes Problem. An vielen Stellen ist das Netz der Deutschen Bahn bereits am Limit seiner Kapazität. Obsolete Stellwerkstechnik, das Fehlen von Elektrifizierung und eingleisige Strecken sind insbesondere Hindernisse für den regionalen und überregionalen Güterverkehr. Große Ausbauprojekte wie der Knoten Frankfurt, die Neubaustrecke Rhein/Main-Rhein/Neckar oder der Ausbau der S-Bahn-Netze werden immer wieder verzögert. Die dringend benötigte Modernisierung des Bahnnetzes scheitert laut Experten an der fehlenden ausreichenden Finanzierung, die zudem langfristig gesichert sein müsste.
Der Investitionsstau hat nicht nur Auswirkungen auf die Infrastruktur, sondern auch auf die gesamte Volkswirtschaft. Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigen, dass Staus, Verzögerungen und Umwege die Volkswirtschaft jährlich mit Milliardenkosten belasten. Firmen beklagen, dass sie durch verlängerte Lieferzeiten zusätzliche Kosten und eine fehlende Planungssicherheit haben. Die Lebensqualität der Bevölkerung wird ebenfalls durch Lärm, Luftverschmutzung und eingeschränkte Mobilität beeinträchtigt.
Die Beseitigung des Investitionsstaus wird als eine der dringendsten Aufgaben der nächsten Jahre angesehen. Die Landesregierungen, mit Hessen an der Spitze, fordern eine Erhöhung des Verkehrsetats und eine schnellere Umsetzung der Projekte. Sie verlangen auch, dass die Genehmigungsverfahren entbürokratisiert und beschleunigt werden, damit baureife Projekte nicht länger auf ihre Umsetzung warten müssen. Der Investitionsstau ist somit ein zentrales Thema in der politischen Diskussion über die Zukunft der deutschen Verkehrsinfrastruktur.
Prioritätensetzung zwischen Straßenbau und nachhaltiger Mobilität
Die Frage, wie die begrenzten Mittel des Bundes für den Verkehr am besten eingesetzt werden sollten, wird intensiv von Politik und Gesellschaft diskutiert. Während Ministerpräsident Boris Rhein und andere Regierungsvertreter hauptsächlich den Ausbau und die Sanierung von Straßen fordern, rufen Umweltverbände und Klimaschützer dazu auf, mehr auf nachhaltige Mobilitätsformen zu setzen.
Trotz aller Anstrengungen um eine Verkehrswende ist der Straßenverkehr in Deutschland nach wie vor der dominierende Verkehrsträger. Wie das Statistische Bundesamt berichtet, wurden 2024 etwa 70 Prozent des Güterverkehrs über die Straße abgewickelt. Für viele Menschen, besonders in ländlichen Gebieten, ist der motorisierte Individualverkehr unverzichtbar. Trotzdem wird der traditionelle Straßenbau immer häufiger kritisiert. Es wird von Fachleuten gewarnt, dass der Ausbau von Autobahnen und Bundesstraßen zwar kurzfristig Entlastung schaffen kann, aber langfristig zu einem Anstieg des Verkehrs und somit zu mehr Emissionen, Flächenverbrauch und Lärm führen kann.
Die zentrale Fragestellung der aktuellen politischen Diskussion lautet: Wer legt man die Prioritäten richtig? Soll man weiterhin vorrangig auf den Ausbau der Straßeninfrastruktur setzen oder ist es an der Zeit, Bahn, ÖPNV und Radverkehr stärker zu fördern? Im Koalitionsvertrag hat die Bundesregierung das ambitionierte Ziel, den Schienenverkehrsanteil erheblich zu steigern und die Emissionen des Verkehrssektors bis 2045 drastisch zu reduzieren. Um diese Ziele zu erreichen, sind enorme Investitionen in das Bahnnetz, die Elektrifizierung und die Digitalisierung der Infrastruktur erforderlich.
Ungeachtet dessen ist der Bedarf an leistungsfähigen Straßen unbestritten. Firmen, Logistikdienstleister und Industrieverbände schlagen Alarm: Sie warnen davor, den Straßenbau zu vernachlässigen, was die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland gefährden könnte. Ihnen zufolge ist der Güterverkehr in naher Zukunft besonders auf die Straße angewiesen. Selbst die Landesregierungen von Transitländern wie Hessen verlangen, dass der Bund ausreichend Mittel bereitstellt, um die Straßen zu erhalten und auszubauen.
Es ist eine Herausforderung, die unterschiedlichen Interessen richtig auszubalancieren. Im Verkehrsetat muss die Mittelverteilung die Erfordernisse einer modernen, leistungsfähigen Infrastruktur mit den Klimaschutz- und Mobilitätswende-Zielen in Einklang bringen. Die Diskussion über die Prioritätensetzung wird in den kommenden Haushaltsverhandlungen entscheidend sein und die Zukunft der Mobilität gestalten.
Die Bedeutung schneller Planungs- und Genehmigungsverfahren
Ein zentrales Hindernis für den Ausbau und die Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur in Deutschland sind die langwierigen Planungs- und Genehmigungsprozesse. Viele Projekte, die eigentlich als baureif gelten, verzögern sich wegen komplizierter bürokratischer Prozesse, umfangreicher Umweltprüfungen und andauernder Rechtsstreitigkeiten. Ministerpräsident Boris Rhein und andere Vertreter der Länder verlangen deshalb nicht nur zusätzliche finanzielle Mittel, sondern auch eine grundlegende Beschleunigung der Verfahren.
Wie das Bundesverkehrsministerium berichtet, beträgt die durchschnittliche Planungsdauer für große Straßenbauprojekte in Deutschland sieben bis zehn Jahre. Im Schienenverkehr können es manchmal sogar noch mehr sein. Es gibt zahlreiche Gründe, warum die Laufzeiten so lang sind: Über die gesetzlichen Vorgaben des Umwelt- und Naturschutzes hinaus sind auch die Einbeziehung der Öffentlichkeit und die Berücksichtigung regionaler Interessen wichtig. Zudem sind viele Planungsbehörden personell unterbesetzt, und die Abstimmung zwischen Bund, Ländern und Kommunen funktioniert oft nicht ohne Schwierigkeiten.
In den letzten Jahren hat die Bundesregierung unterschiedliche Ansätze verfolgt, um die Planung und Genehmigung schneller voranzubringen. Hierzu zählen die Einführung eines Infrastruktur-Beschleunigungsgesetzes, die Digitalisierung der Verfahren zur Antragstellung und Beteiligung sowie eine stärkere Bündelung der Zuständigkeiten. In der Realität sind die Ergebnisse dieser Maßnahmen bislang nur begrenzt wirksam. Eine Vielzahl von Projekten scheitert nach wie vor an langwierigen Einspruchsverfahren und gerichtlichen Auseinandersetzungen.
Die Folgen sind enorm, wenn man mit der Umsetzung wichtiger Infrastrukturprojekte wartet. Sie verursachen nicht nur teurere Bauprojekte, sondern auch einen Vertrauensverlust in die Handlungsfähigkeit des Staates. Die unzureichende Planungssicherheit wird von Unternehmen und Investoren beklagt, während die Bevölkerung unter den Auswirkungen einer maroden Infrastruktur leidet. Aus diesem Grund verlangen die Landesregierungen, insbesondere die aus Hessen, eine zusätzliche Entbürokratisierung und eine bessere personelle Ausstattung der Planungsbehörden.
Um den Investitionsstau abzubauen und die Verkehrsinfrastruktur zukunftssicher zu gestalten, ist es entscheidend, dass wir die Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigen. Sie benötigt jedoch einen Ausgleich zwischen den berechtigten Interessen des Umwelt- und Naturschutzes, der Bürgerbeteiligung und dem Erfordernis schneller Entscheidungen. Die weitere Reform der Planungsprozesse wird also ein zentrales Thema in der politischen Diskussion über die Mobilität der Zukunft bleiben.
Wirtschaftliche Auswirkungen einer leistungsfähigen Verkehrsinfrastruktur
Es gibt keinen Zweifel, dass eine moderne und leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur für die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands von großer Bedeutung ist. Das Rückgrat des Wirtschaftsstandorts ist die Vernetzung von Produktionsstätten, Logistikzentren und Absatzmärkten. Vor allem für exportorientierte Sektoren wie die Automobilindustrie, den Maschinenbau und die Chemie ist es entscheidend, dass sie problemlos an nationale und internationale Verkehrswege angebunden sind. Hessen ist ein hervorragendes Beispiel dafür, mit seiner zentralen Lage und dem Frankfurter Flughafen als internationalem Drehkreuz.
Forschungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) belegen, dass jeder Euro, der in die Verkehrsinfrastruktur investiert wird, ein Vielfaches der volkswirtschaftlichen Wertschöpfung erzeugt. Firmen profitieren von reduzierten Lieferzeiten, niedrigeren Transportkosten und einer höheren Zuverlässigkeit der Logistikketten. Eine gute Erreichbarkeit erhöht die Attraktivität von Regionen für Investitionen und schafft Arbeitsplätze. Man schätzt, dass etwa sieben Millionen Arbeitsplätze in Deutschland direkt oder indirekt von der Logistikbranche abhängen.
Die volkswirtschaftlichen Kosten einer maroden Infrastruktur sind enorm. Staus, Umwege und Verzögerungen im Güter- und Personenverkehr verursachen laut einer aktuellen ADAC-Studie jährlich Kosten von etwa 80 Milliarden Euro. Gerade kleine und mittlere Unternehmen brauchen eine verlässliche Infrastruktur, weil sie es sich nicht leisten können, Engpässe durch eigene Logistiklösungen auszugleichen. Die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Exportsektors hängt ebenfalls stark von der Leistungsfähigkeit des Verkehrsnetzes ab.
Darüber hinaus ist eine zeitgemäße Infrastruktur ein entscheidender Standortfaktor im internationalen Wettbewerb. Im Jahr 2025 wird Deutschland zunehmend Konkurrenz aus anderen Industrienationen haben, die ihre Verkehrsnetze mit großen Investitionen verbessern. Nationen wie die Niederlande, Frankreich und die Schweiz sind laut internationalen Rankings Spitzenreiter in der Modernisierung ihrer Infrastruktur. Die Gefahr, dass Deutschland den Anschluss verliert, ist real, wenn nicht bald und mit Entschlossenheit investiert wird, so die Warnung der Experten.
Aus diesem Grund hat die Forderung nach einer Erhöhung des Verkehrsetats auch das Ziel, die wirtschaftlichen Grundlagen zu sichern und zu stärken. Um Innovation, Wachstum und Beschäftigung zu fördern, sind Investitionen in Straßen, Schienen und digitale Verkehrsleitsysteme unerlässlich. Die Debatte über die Finanzierung der Infrastruktur ist also weit mehr als nur eine Frage der Haushaltspolitik – sie betrifft die Zukunftsfähigkeit der gesamten Volkswirtschaft.
Klimapolitische Ziele und die Mobilitätswende
Die Planung der Verkehrsinfrastruktur für die Zukunft ist eng verknüpft mit den Klimazielen, die Deutschland verfolgt. Die Bundesregierung hat das Ziel, die Treibhausgasemissionen bis 2045 auf Netto-Null zu reduzieren, festgelegt. Ein großes Sorgenkind ist der Verkehrssektor: Er verursacht etwa ein Fünftel der gesamten CO₂-Emissionen, und seine Emissionen konnten in den letzten Jahren nur minimal gesenkt werden. Um die Klimaziele zu erreichen, ist es notwendig, die Mobilität grundlegend zu verändern.
Ein wichtiger Bestandteil der Mobilitätswende ist es, Verkehrsströme von der Straße auf die Schiene und andere umweltfreundliche Verkehrsträger zu verlagern. Um das Bahnnetz auszubauen, Strecken zu elektrifizieren und Bahnhöfe zu modernisieren, plant die Bundesregierung massive Investitionen. Die Unterstützung des öffentlichen Personennahverkehrs und des Radverkehrs steht ebenfalls im Fokus. Man möchte den Anteil des Schienenverkehrs am Gesamtverkehrsaufkommen deutlich steigern, um die Emissionen des Verkehrssektors zu reduzieren.
Es gibt jedoch erhebliche Hindernisse, die die Umsetzung dieser Ziele betreffen. Es ist kostspielig und braucht viel Zeit, die Schieneninfrastruktur zu erweitern; dennoch ist der Straßenverkehr nach wie vor das Rückgrat des Güter- und Personenverkehrs. Um den Anforderungen vieler Gebiete, besonders im ländlichen Raum, gerecht zu werden, ist eine gute Straßenanbindung unerlässlich. Aus diesem Grund verlangen die Landesregierungen, dass die Verkehrswende nicht dazu führt, dass bestimmte Regionen benachteiligt werden.
Die politische Diskussion wird derzeit von dem Konflikt zwischen dem Straßeninfrastruktur-Ausbau und den Klimaschutz-Zielen dominiert. Wirtschaftsvertreter und Ländervertreter sprechen von der Notwendigkeit, zusätzliche Straßenmittel bereitzustellen, während Umweltverbände eine stärkere Fokussierung der Investitionen auf nachhaltige Mobilität fordern. Die Bundesregierung muss die Herausforderung meistern, die verschiedenen Interessen in eine einheitliche Strategie zu vereinen.
Die Unterstützung von alternativen Antrieben und die Digitalisierung des Verkehrs sind weitere Handlungsfelder. Die Bereiche Elektromobilität, Wasserstofftechnologie und intelligente Verkehrssteuerung werden als wichtige Innovationstreiber angesehen. Die Erweiterung der Ladeinfrastruktur und die Unterstützung neuer Mobilitätsangebote wie Carsharing und On-Demand-Verkehr sind entscheidende Elemente der Mobilitätswende. Um diese Maßnahmen zu finanzieren, sind zusätzliche Mittel erforderlich, die im Verkehrsetat verankert werden müssen.
Die Ziele der Klimapolitik geben damit einen eindeutigen Rahmen für die zukünftige Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur vor. Ohne ausreichende finanzielle Mittel und konsequente Umsetzung der politischen Entscheidungen wird die Mobilitätswende nicht gelingen. Die Ansprüche aus Hessen und anderen Transitländern sind in diesem Zusammenhang zu sehen und illustrieren, wie komplex die Herausforderungen sind, die die Politik bewältigen muss.
Stimmen und Reaktionen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft
Die Bitte von Boris Rhein, den Verkehrsetat zu erhöhen, wurde von allen Seiten der Politik, der Wirtschaft und der Gesellschaft aufgegriffen. Abgeordnete der Landesregierungen, vor allem aus anderen Transitländern wie Nordrhein-Westfalen und Bayern, stehen hinter der Initiative und weisen auf vergleichbare Probleme in ihren Gebieten hin. Ihnen zufolge ist es im Interesse der gesamten Bundesrepublik, dass eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur nicht nur von einzelnen Ländern, sondern von allen gemeinsam gefördert wird.
Die Bundesebene reagiert unterschiedlich auf die Forderungen der Länder. Obwohl das Bundesministerium für Digitales und Verkehr den Investitionsbedarf versteht, betont das Finanzministerium die begrenzten Möglichkeiten im Haushalt und die Notwendigkeit, die Schuldenbremse einzuhalten. Abgeordnete der Regierungskoalition betonen, wie wichtig es ist, die verfügbaren Mittel effizient zu nutzen und Prioritäten im Sinne der Mobilitätswende zu setzen. Die Opposition verlangt eine grundlegende Neubewertung der Ausgabenpolitik und warnt, dass die aktuelle Haushaltspolitik die Zukunftsfähigkeit der Infrastruktur gefährdet.
Wirtschaftsvertreter nehmen ebenfalls eine klare Haltung ein: Verbände wie der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) warnen vor den Konsequenzen, die eine unzureichende Finanzierung der Infrastruktur nach sich ziehen könnte. Sie verlangen eine nachhaltige Investitionsoffensive und eine bessere Koordination zwischen Bund, Ländern und Kommunen. Die Unternehmen beklagen die fehlende Planungssicherheit und empfinden Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern als rückständig.
Im Gegensatz dazu fordern Umweltorganisationen und Verkehrsverbände einen Paradigmenwechsel. Sie üben Kritik daran, dass weiterhin große Summen in den Straßenbau investiert werden, während aus ihrer Sicht die Unterstützung nachhaltiger Verkehrsformen zu gering sei. Eine stärkere Ausrichtung des Verkehrsetats auf Klimaschutz und nachhaltige Mobilität fordern der Verkehrsclub Deutschland (VCD) und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Sie erblicken in der aktuellen Diskussion die Chance, die Grundlagen für eine zukunftsorientierte Mobilität zu schaffen.
Eine Vielzahl von unterschiedlichen Interessen prägt die öffentliche Debatte. Bürgerinitiativen, Kommunen und regionale Akteure bringen ihre Anliegen in den politischen Prozess ein. Die Debatte über die Finanzierung und Prioritäten im Verkehrsetat spiegelt somit gesellschaftliche Aushandlungsprozesse wider. In den nächsten Monaten, wenn die Beratungen über den Bundeshaushalt 2026 stattfinden, wird sich herausstellen, ob die Forderungen aus Hessen und anderen Bundesländern gehört werden und welche Entscheidungen für die Mobilität der Zukunft getroffen werden.