Im Jahr 2025 wird die Entwicklung der Kriminalität unter Kindern und Jugendlichen wieder ein zentrales Thema in öffentlichen Diskussionen und politischen Maßnahmen sein. Die neuesten Statistiken aus Hessen zeigen einen alarmierenden Trend: Seit 2020 ist die Zahl der tatverdächtigen Minderjährigen im Zusammenhang mit Gewaltdelikten um etwa zwei Drittel gestiegen. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die nach Gewaltvorfällen im Jahr 2020 (etwa 3.740) polizeilich registriert wurden, ist bis 2025 auf rund 6.260 gestiegen. Ein besonders auffälliger Aspekt ist der erhebliche Anstieg der unter 14-Jährigen als Tatverdächtige, deren Zahl sich mit rund 1.860 Fällen mehr als verdoppelt hat. Die steigende Gewaltkriminalität unter Jugendlichen wirft viele Fragen auf: Welche Aspekte fördern diese Entwicklung? Wie gehen Politik und Gesellschaft mit diesen Herausforderungen um? Welche Maßnahmen sind geeignet, um der wachsenden Problematik entgegenzuwirken?
Die Landesregierung weist auf ein umfangreiches Präventionsangebot hin und betont, wie komplex die Ursachen sind. Es sei oft das Zusammenspiel von individuellen, familiären, sozialen und gesellschaftlichen Faktoren, das Kinder und Jugendliche auf die schiefe Bahn geraten lasse. Es ist auch offensichtlich, dass die meisten Straftaten im Bereich der sogenannten Rohheitsdelikte – wie Körperverletzung, Raub oder Bedrohung – zu finden sind. Obwohl Straftaten gegen das Leben selten sind, zeigen sie in absoluten Zahlen einen leichten Anstieg. Trotzdem bleibt unklar, ob die aktuellen Präventionskonzepte ausreichend sind und wie sie in Zukunft verbessert werden sollten.
Die Öffentlichkeit reagiert mit einer Mischung aus Besorgnis, Empörung und dem Ruf nach konsequentem Handeln auf die steigende Zahl der minderjährigen Tatverdächtigen. Es ist eine Herausforderung für Pädagoginnen und Pädagogen, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter sowie für Vertreterinnen und Vertreter der Polizei und Justiz, den Schutz der Gesellschaft mit den Bedürfnissen und Rechten junger Menschen in Einklang zu bringen. Es wird deutlich, dass die Bewältigung von Kinder- und Jugendkriminalität eine komplexe Aufgabe ist, die über einfache Forderungen nach härteren Strafen oder mehr Polizeipräsenz hinausgeht.
Der Anstieg der Kriminalität unter Minderjährigen wird in acht Kapiteln detailliert betrachtet: von den aktuellen Statistiken und regionalen Unterschieden über gesellschaftliche und individuelle Ursachen bis hin zu den konkreten Maßnahmen der Politik, der Rolle von Schule und Familie sowie den Schwierigkeiten der Prävention. Praxis und Forschung bringen ebenfalls ihre Stimmen ein, um das Phänomen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Auf diese Weise entsteht ein detailliertes Bild von einer Problematik, die das gesellschaftliche Zusammenleben in Hessen und darüber hinaus nachhaltig beeinflusst.
Anstieg der Kinder- und Jugendkriminalität: Zahlen, Fakten und Trends
Nach der polizeilichen Kriminalstatistik für 2025 ist in Hessen ein erheblicher Anstieg der Gewaltdelikte zu verzeichnen, die von Kindern und Jugendlichen begangen werden. Den offiziellen Zahlen zufolge wurden im laufenden Berichtsjahr 6.260 tatverdächtige Minderjährige erfasst – das ist ein Anstieg um 67,4 Prozent im Vergleich zum Jahr 2020. Der Anstieg bei den unter 14-Jährigen ist besonders auffällig: Ihre Zahl kletterte von 820 auf 1.860. Fast ein Drittel aller minderjährigen Tatverdächtigen ist mittlerweile unter 14 Jahre alt. Die Statistik unterteilt die Altersgruppen: Kinder bis 13 Jahre und Jugendliche von 14 bis 17 Jahren werden erfasst.
Die meisten Delikte, für die Kinder und Jugendliche als tatverdächtig gelten, sind Rohheitsdelikte. Körperverletzung, Raub und Bedrohung gehören dazu. Auch im Jahr 2025 waren die registrierten Straftaten gegen das Leben, wie Mord oder Totschlag, bei den unter 14-Jährigen weiterhin äußerst selten – es waren meist ein bis zwei Fälle pro Jahr. Im Jahr 2025 wurden bei den 14- bis 17-Jährigen immerhin 17 solcher Delikte erfasst, nachdem es 2021 noch fünf waren. Es ist zu beobachten, dass die absoluten Zahlen schwerster Gewalttaten konstant sind, während die Gesamtzahl der gewalttätigen Übergriffe von Minderjährigen jedoch alarmierend zunimmt.
Es ist nicht nur die Anzahl der Delikte, die steigt; sie werden auch immer häufiger im öffentlichen Raum begangen. Auseinandersetzungen finden häufig auf Schulhöfen, in Parks oder an Bahnhöfen statt. Es scheint, als sei die Hemmschwelle für gewaltsame Handlungen gesunken, und immer mehr Menschen beteiligen sich an Gruppen- oder Bandenkriminalität. Die Polizei stellt fest, dass viele dieser Taten impulsiv sind, aber auch gezielt geplant ablaufen. Soziale Medien tragen dazu bei, dass Vorfälle schneller verbreitet und öffentlich diskutiert werden, was das subjektive Unsicherheitsgefühl der Bevölkerung verstärkt.
Die Entwicklung in Hessen ist ein Beispiel für einen bundesweiten Trend. Behörden aus verschiedenen Bundesländern melden für das Jahr 2025 ebenfalls einen Anstieg der Gewaltkriminalität unter Jugendlichen. Es gibt zahlreiche Gründe dafür, die im Folgenden ausführlicher betrachtet werden. Eines ist sicher: Die steigende Zahl der minderjährigen Tatverdächtigen bringt große Herausforderungen für Politik, Justiz und Gesellschaft mit sich und erfordert eine gründliche Untersuchung der Ursachen sowie die Suche nach möglichen Lösungen.
Gesellschaftliche und individuelle Ursachen des Anstiegs
Es gibt verschiedene Faktoren, die zur steigenden Kinder- und Jugendkriminalität beitragen. Experten aus Soziologie, Psychologie und Kriminologie heben hervor, dass man keinen einzelnen Faktor für den Anstieg verantwortlich machen kann. Es ist vielmehr ein komplexes Geflecht aus individuellen, familiären, sozialen und gesellschaftlichen Faktoren, das das Risiko für abweichendes Verhalten bei Kindern und Jugendlichen erhöht.
Ein wichtiger gesellschaftlicher Aspekt ist der Wandel der sozialen Strukturen. Heute erleben viele Kinder und Jugendliche eine Kindheit in einem Umfeld, das von Unsicherheit, sozialer Benachteiligung oder prekären Lebensverhältnissen beeinflusst wird. Faktoren wie Armut, die Arbeitslosigkeit der Eltern, beengte Wohnverhältnisse und das Fehlen von Freizeitangeboten können dazu führen, dass die Entwicklung junger Menschen beeinträchtigt wird. Es gibt Studien, die zeigen, dass das Risiko für delinquenten Verhalten steigt, je größer das Maß an sozialer Benachteiligung ist. Der Migrationshintergrund ist hierbei ebenfalls relevant; Fachleute betonen jedoch, dass es nicht der Migrationsstatus an sich ist, sondern die sozialen Schwierigkeiten, die damit einhergehen, die entscheidend sind.
Familiale Aspekte wie der Erziehungsstil, die elterliche Aufsicht und die emotionale Bindung sind ebenfalls von großer Bedeutung für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Ein Mangel an Unterstützung, Vernachlässigung, familiäre Gewalt oder instabile Familienverhältnisse sind Faktoren, die das Risiko erhöhen, dass Kinder problematische Verhaltensmuster entwickeln. Die Probleme wurden durch die Corona-Pandemie von 2020 bis 2022 in vielerlei Hinsicht verschärft: Vor allem benachteiligte Kinder und Jugendliche haben durch Schulschließungen, Kontaktbeschränkungen und den Wegfall sozialer Strukturen besonders zu leiden gehabt. Im Jahr 2025 sind die Nachwirkungen noch zu spüren, und sie finden ihren Ausdruck in den Kriminalitätsstatistiken.
Auch persönliche Aspekte wie die eigene Persönlichkeitsstruktur, eine niedrige Impulskontrolle, emotionale Instabilität oder psychische Auffälligkeiten sind von Bedeutung. Es ist auffällig, dass viele Kinder und Jugendliche, die als tatverdächtig gelten, schon früh durch Verhaltensauffälligkeiten, schulische Schwierigkeiten oder Konflikte mit Gleichaltrigen aufgefallen sind. Es kommen auch negative Gruppeneinflüsse hinzu, denen Jugendliche während ihrer Identitätsfindung besonders anfällig sind. Der Einfluss von Gruppendruck, das Streben nach Anerkennung und Zugehörigkeit sowie der Wunsch nach Abenteuern können Ursachen für problematisches Verhalten sein.
Nicht zuletzt haben gesellschaftliche Veränderungen, wie die fortschreitende Digitalisierung und der Einfluss der sozialen Medien, Auswirkungen auf das Sozialverhalten junger Menschen. Gewaltvideos, Cybermobbing und die Möglichkeit, Taten öffentlich zu machen, können eine Verrohung der Gesellschaft fördern und Nachahmungseffekte begünstigen. Verschiedene Faktoren sind für den Anstieg der Kinder- und Jugendkriminalität verantwortlich, weshalb wir differenzierte und koordinierte Maßnahmen zur Bekämpfung brauchen.
Präventionsarbeit und politische Maßnahmen
Angesichts der wachsenden Zahlen von tatverdächtigen Minderjährigen liegt der Schwerpunkt der politischen Bemühungen auf der Präventionsarbeit. Die hessische Landesregierung hebt ein umfassendes Präventionskonzept hervor, das auf verschiedenen Ebenen arbeitet. Die Strategie besteht darin, Kinder und Jugendliche frühzeitig zu erreichen, um Risikofaktoren zu minimieren und Schutzfaktoren zu fördern. Wesentliche Komponenten sind schulische und außerschulische Angebote, Gewaltpräventionsprogramme sowie die enge Kooperation zwischen Jugendhilfe, Schule, Polizei und Justiz.
Schulische Programme, die soziale Kompetenzen stärken, Konfliktlösung fördern und ein gewaltfreies Miteinander unterstützen, sind zentrale Bestandteile der Präventionsarbeit. An vielen Schulen gibt es Gewaltpräventionstrainings, Anti-Mobbing-Kurse und Mediation. Lehrerinnen und Lehrer erhalten eine gezielte Schulung, um frühzeitig Anzeichen von Gewalt oder auffälligem Verhalten zu erkennen und entsprechend zu reagieren. Außerdem gewinnen Schulsozialarbeit und Beratungsangebote zunehmend an Bedeutung. Sie helfen Schülerinnen und Schülern bei persönlichen Schwierigkeiten und vermitteln in Konflikten innerhalb der Familie oder des sozialen Umfelds.
Es existieren viele Präventionsprojekte, die außerhalb der Schule stattfinden. Programme zur Stärkung des Selbstbewusstseins, der Teamfähigkeit und der sozialen Fähigkeiten werden von Jugendzentren, Sportvereinen und freien Trägern der Jugendhilfe angeboten. Niedrigschwellige Angebote, die benachteiligte oder schwer erreichbare Zielgruppen ansprechen, sind besonders wichtig. Programme wie Streetwork, mobile Jugendarbeit und Mentoring arbeiten direkt im Lebensumfeld der Jugendlichen und versuchen, durch den Aufbau von Vertrauen und individuelle Hilfe Perspektiven zu schaffen.
Es werden immer wieder neue politische Initiativen gestartet, um die Präventionsarbeit weiter zu verbessern. Dazu zählen die Aufstockung der finanziellen Mittel für die Jugendhilfe, der Ausbau der Schulsozialarbeit und eine bessere Vernetzung der beteiligten Akteure. Außerdem setzt die Landesregierung auf strategische Öffentlichkeitsarbeit, um das Bewusstsein für das Problem zu schärfen und die Bevölkerung zu sensibilisieren. Es wird immer wieder die Diskussion über eine Verschärfung des Jugendstrafrechts geführt. Experten warnen aber vor einer einseitigen Konzentration auf repressive Maßnahmen und fordern stattdessen einen ganzheitlichen Ansatz, der Prävention, Intervention und Resozialisierung gleichermaßen umfasst.
Die Rolle von Schule und Bildungseinrichtungen
Im Kampf gegen Kinder- und Jugendkriminalität sind Schulen entscheidend. Als zentrale Lebensräume, in denen soziale Beziehungen entstehen und Werte gelehrt werden, fungieren sie nicht nur als Orte der Bildung. In den letzten Jahren haben zahlreiche Schulen intensiv daran gearbeitet, Gewaltprävention und soziale Kompetenzen systematisch in den Unterricht und das Schulleben einzuführen. Programme wie "Stark auch ohne Muckis", "Lions-Quest" oder "Faustlos" sind inzwischen an vielen Schulen fest verankert und haben das Ziel, die Konfliktfähigkeit, Empathie und Selbstkontrolle zu stärken.
Lehrerinnen und Lehrer werden immer mehr für die Themen Gewalt, Mobbing und Radikalisierung sensibilisiert und nehmen an Fortbildungen teil, um auffälliges Verhalten frühzeitig zu erkennen. Als Ansprechpartner stehen Schulpsychologinnen und Schulsozialarbeiter zur Verfügung; sie beraten bei Konflikten und vermitteln zwischen den Parteien. So gelingt es oft, Eskalationen zu vermeiden und frühzeitig Hilfe zu leisten. Hierbei wird auch die Zusammenarbeit mit externen Partnern wie Jugendämtern, Polizei und Beratungsstellen genutzt.
Dennoch sind die Grenzen der schulischen Präventionsarbeit immer wieder zu erkennen. Der Fachkräftemangel, die hohen Arbeitsbelastungen und die wachsende Heterogenität der Schülerschaft machen es schwierig, auf individuelle Problemlagen einzugehen. Gerade in Schulen aus sozial benachteiligten Stadtteilen ist der Bedarf an Unterstützung groß, während die Ressourcen oft begrenzt sind. Die Corona-Pandemie hat diese Probleme noch verschärft; viele Schülerinnen und Schüler haben durch monatelangen Distanzunterricht den Anschluss verloren und ihre sozialen Kompetenzen sind verkümmert.
Ein weiteres Problem ist die wachsende Gewaltbereitschaft im Schulalltag. Nach den Aussagen der Lehrerverbände nehmen die verbalen und körperlichen Angriffe auf Lehrkräfte und Mitschülerinnen sowie Mitschüler zu. Auch das Problem des Cybermobbings, welches vor allem Jugendliche betrifft, ist nicht zu unterschätzen. Mit Krisenteams, Präventionswochen und gezielten Interventionsmaßnahmen reagieren Schulen, aber der Handlungsdruck bleibt hoch.
Ungeachtet aller Herausforderungen bleibt die Schule ein wichtiger Ort für Prävention. Experten sind sich einig, dass erfolgreiche Präventionsarbeit die gesamte Schulgemeinschaft einbeziehen muss – von der Schulleitung über die Lehrkräfte bis hin zu den Eltern und den Schülerinnen und Schülern selbst. Ein gemeinsames Engagement und die stetige Verbesserung der Präventionskonzepte sind der Schlüssel, um den besorgniserregenden Anstieg der Gewaltkriminalität unter Kindern und Jugendlichen effektiv zu bekämpfen.
Die Bedeutung von Familie und sozialem Umfeld
Das familiäre Umfeld gehört zu den wichtigsten Einflussfaktoren auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Es gibt viele Studien, die beweisen, dass stabile, unterstützende und wertschätzende Familienverhältnisse das Risiko für abweichendes Verhalten deutlich minimieren. Belastete oder dysfunktionale Familienstrukturen hingegen erhöhen das Risiko, dass Kinder problematische Verhaltensmuster entwickeln. Deshalb wird in der aktuellen Debatte über die steigende Kinder- und Jugendkriminalität immer wieder betont, wie wichtig Familie und soziales Umfeld sind.
Elterliche Fürsorge, stabile Bindungen und eine klare Wertevermittlung sind als Schlüsselfaktoren für eine gesunde Entwicklung anerkannt. Eltern, die ihren Kindern Aufmerksamkeit, Hilfe und Orientierung schenken, stärken nicht nur deren Selbstbewusstsein, sondern auch deren sozialen Fähigkeiten. Ein Mangel an Zuwendung, Vernachlässigung, emotionale Kälte oder sogar Gewalt innerhalb der Familie können hingegen Unsicherheiten, Aggressionen und ein gestörtes Sozialverhalten hervorrufen.
Ebenso ist die wirtschaftliche Lage der Familie von Bedeutung. Kinder aus Familien mit niedrigem Einkommen sind häufiger von Kriminalität betroffen – sei es, dass sie als Täter oder als Opfer in Erscheinung treten. Eltern können durch Faktoren wie Armut, Arbeitslosigkeit oder Überschuldung Stress und Überforderung erleben; dies kann zu einem Mangel an Ressourcen führen, was wiederum die Erziehung und das Familienklima beeinträchtigt. Es sind besonders schwierige Situationen, wenn Eltern selbst unter psychischen Belastungen oder Suchtproblemen leiden; oft können sie dann ihren Kindern nicht die Unterstützung geben, die diese brauchen.
Auch das soziale Umfeld außerhalb der Familie hat einen großen Einfluss. Die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen wird stark durch den Freundeskreis, die Nachbarschaft und die Freizeitgestaltung beeinflusst. Der Kontakt zu gewalttätigen Gleichaltrigen, die Zugehörigkeit zu problematischen Cliquen oder das Fehlen positiver Vorbilder können das Risiko für abweichendes Verhalten erhöhen. Andererseits haben stabile soziale Netzwerke, das Engagement in Vereinen oder positive Peer-Gruppen eine präventive Wirkung.
Die Jugendhilfe und Familienberatung ist entscheidend, wenn es darum geht, belastete Familien zu unterstützen. Frühzeitige Hilfen, Erziehungsberatung und therapeutische Angebote sind wertvolle Unterstützungen, um Krisen zu meistern und die familiären Ressourcen zu stärken. In Hessen wurden in den letzten Jahren viele Modellprojekte zur Familienförderung gestartet, die speziell Risikofamilien im Blick haben. Trotzdem ist es eine große Herausforderung, alle betroffenen Familien zu erreichen und ihnen die Unterstützung zu geben, die sie brauchen.
Polizei, Justiz und Jugendhilfe: Zusammenarbeit und Herausforderungen
Um Kinder- und Jugendkriminalität effektiv zu bekämpfen, ist es wichtig, dass Polizei, Justiz und Jugendhilfe eng zusammenarbeiten. Obwohl jede dieser Institutionen bestimmte Kompetenzen und Aufgaben hat, ist es nur durch Zusammenarbeit möglich, nachhaltige Erfolge zu erzielen. In Hessen sind in den letzten Jahren unterschiedliche Kooperationsmodelle entstanden, die sich der Prävention, der konsequenten Verfolgung von Straftaten und der individuellen Unterstützung von jugendlichen Tätern widmen.
Die Polizei ist oft die erste Institution, die mit Jugendlichen in Kontakt kommt, die tatverdächtig sind. Neben der Strafverfolgung setzt sie immer mehr auf Prävention und Aufklärung. Jugendsozialarbeiterinnen und -arbeitern haben eine spezielle Ausbildung, die ihnen beibringt, sensibel mit Minderjährigen umzugehen und ihre besonderen Bedürfnisse zu berücksichtigen. Sie arbeiten eng mit Schulen, Jugendämtern und Sozialarbeitern zusammen, organisieren Präventionsveranstaltungen und bieten Beratung bei Konflikten.
Die Justiz hat einen doppelten Auftrag: Sie soll Straftaten ahnden, dabei aber auch den erzieherischen Aspekt des Jugendstrafrechts beachten. Das Ziel ist es, junge Straftäter nicht zu stigmatisieren, sondern ihnen eine Chance zur Wiedereingliederung zu geben. Deshalb sieht das Jugendstrafrecht vor allem Erziehungsmaßregeln, Arbeitsauflagen und soziale Trainingskurse vor. Freiheitsentzug ist nur als allerletztes Mittel erlaubt. In Hessen existieren spezielle Jugendgerichte und Bewährungshelfer, die Maßnahmen entwickeln, die auf die Bedürfnisse junger Menschen zugeschnitten sind.
Die Jugendhilfe spielt eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, straffällige junge Menschen zu begleiten und zu unterstützen. Sie organisiert soziale Trainings, betreutes Wohnen oder Therapieangebote und bietet ambulante sowie stationäre Hilfen an. Die Absicht ist es, die Gründe für das abweichende Verhalten zu identifizieren und gezielt anzugehen. Es ist ebenso wichtig, die individuelle Förderung der Jugendlichen mit der Zusammenarbeit mit Eltern und dem sozialen Umfeld zu verbinden.
Trotzdem haben Polizei, Justiz und Jugendhilfe mit vielen Herausforderungen zu kämpfen. Durch die steigenden Fallzahlen ist die Arbeitsbelastung hoch, und es gelingt nicht immer, alle betroffenen Jugendlichen rechtzeitig zu erreichen. Es ist oft schwierig zu bestimmen, wo die notwendige Sanktion endet und die angemessene Hilfe beginnt. Es kommen Datenschutzprobleme, Ressourcenmangel und die Herausforderung hinzu, verschiedene professionelle Kulturen zu vereinen. Die Erfahrungen belegen jedoch, dass eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit die besten Ergebnisse erzielt und dazu beiträgt, junge Menschen vor einer kriminellen Karriere zu bewahren.
Auswirkungen und Reaktionen in der Gesellschaft
Die steigende Kinder- und Jugendkriminalität bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Gesellschaft. In der Öffentlichkeit ruft sie Unsicherheit, Besorgnis und Debatten über die angemessenen Maßnahmen hervor. Die Medien berichten über Gewalttaten von Minderjährigen, was immer wieder zu Diskussionen über die Ursachen und Folgen führt. Während viele Bürgerinnen und Bürger ein entschiedeneres Vorgehen von Polizei und Justiz fordern, weisen Fachleute auf die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtung hin.
Besonders die Furcht vor einer Zunahme der Gewalt auf öffentlichen Plätzen und in Schulen beeinträchtigt das Sicherheitsgefühl der Bürger. Eltern machen sich Sorgen um die Sicherheit ihrer Kinder, und Lehrkräfte schildern, dass Konflikte und Übergriffe im Schulalltag zunehmen und sie dadurch stärker belastet werden. Die Debatte über die "Verrohung der Jugend" ist schon lange bekannt, doch die aktuellen Zahlen machen sie wieder besonders relevant. Es besteht die Gefahr, dass durch die Pauschalisierung von Einzelfällen alle jungen Menschen unter Generalverdacht gestellt werden.
Die politischen Antworten sind unterschiedlich. Während ein Teil der Bevölkerung nach härteren Strafen und mehr Polizeipräsenz ruft, setzen Experten auf Prävention, Bildung und soziale Integration. Die Diskussion über eine mögliche Absenkung der Strafmündigkeit wird immer wieder aufgefrischt, doch sie findet unter Fachleuten große Ablehnung, die die wichtige Rolle des Jugendstrafrechts für Resozialisierung und Erziehung betonen. Zur gleichen Zeit gibt es die Forderung, mehr in die Jugendhilfe zu investieren, Freizeitangebote auszubauen und Familien stärker zu unterstützen.
Immer mehr zivilgesellschaftliche Initiativen und Vereine setzen sich für Gewaltprävention und soziale Integration ein. Sie bieten Sport-, Kultur- und Freizeitprojekte an, fördern den interkulturellen Austausch und engagieren sich für ein respektvolles Miteinander. Viele Städte und Gemeinden haben Runden Tische, Präventionsräte oder Netzwerke eingerichtet, die verschiedene Akteure zusammenbringen und den Austausch fördern.
Fachleute heben hervor, dass es wichtig ist, das Thema offen und sachlich zu diskutieren. Stigmatisierung, Populismus und schnelle Schuldzuweisungen sind keine Lösungen. Eine umfassende gesellschaftliche Allianz ist erforderlich, um sich für die Belange junger Menschen einzusetzen, Ursachen zu bekämpfen und Perspektiven zu schaffen. Das ist der einzige Weg, um den Trend umzukehren und das Vertrauen in die Zukunft zu verbessern.
Forschungsergebnisse und internationale Perspektiven
Wichtige Einsichten zur Kinder- und Jugendkriminalität sowie deren Entwicklung liefert die wissenschaftliche Forschung. Internationale Untersuchungen belegen, dass der Anstieg gewalttätiger Delikte unter Minderjährigen kein alleiniges deutsches Phänomen ist, sondern in zahlreichen europäischen Ländern zu beobachten ist. Die Ursachen sind vergleichbar: soziale Ungleichheit, familiäre Belastungen, Bildungsdefizite und gesellschaftliche Veränderungen haben ähnliche Auswirkungen.
Länder, die über präventive Strukturen, eine starke Jugendhilfe und ein integratives Schulsystem verfügen, haben vergleichsweise niedrigere Kriminalitätsraten, wie vergleichende Analysen belegen. Die skandinavischen Staaten haben durch ihre frühzeitige Fokussierung auf Prävention und soziale Integration bemerkenswerte Erfolge im Kampf gegen die Jugendkriminalität erzielt. Individuelle Förderung, Mitwirkung und die Einbeziehung der Familien haben dort einen hohen Stellenwert. Repressive Maßnahmen spielen eher eine untergeordnete Rolle.
Soziale Benachteiligung und ein erhöhtes Kriminalitätsrisiko stehen laut Forschungsergebnissen aus Deutschland in Zusammenhang. Programme wie "Communities That Care" oder "BIG Prävention" werden mit wissenschaftlicher Begleitung durchgeführt und belegen, dass eine koordinierte, gemeinwesenorientierte Präventionsarbeit effektiv ist. Die Einbeziehung von Jugendlichen in die Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen wird ebenfalls als Erfolgskriterium angesehen. Forschungen heben hervor, dass Prävention am effektivsten ist, wenn sie früh beginnt und mehrere Lebensbereiche umfasst.
Die Wirkung des Jugendstrafrechts ist ein weiteres wichtiges Forschungsfeld. Untersuchungen zeigen, dass erzieherische Maßnahmen und soziale Trainingsprogramme eine viel nachhaltigere Wirkung haben als ausschließlich punitive Sanktionen. Hohe Strafen erhöhen die Gefahr, dass man stigmatisiert wird und eine kriminelle Karriere beginnt. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Präventions- und Interventionsangebote, die auf junge Menschen abzielen, stetig weiterentwickelt werden, um ihren Bedürfnissen und Lebensrealitäten gerecht zu werden.
Die Forschung hebt auch hervor, wie wichtig es ist, kontinuierlich Daten zu erheben und zu evaluieren. Frühe Erkennung von Trends, Anpassung von Maßnahmen und Überprüfung von Erfolgen sind nur so möglich. Die internationale Sichtweise zeigt, dass die Kriminalität von Kindern und Jugendlichen ein Problem ist, das die gesamte Gesellschaft betrifft und das gemeinschaftliches Handeln erfordert. Im Jahr 2025 können die Erfahrungen anderer Länder wertvolle Anregungen für die Weiterentwicklung der Präventionsarbeit in Deutschland und Hessen liefern.